Im Wirtshaus
Historische Gasthöfe im Eschenbacher Land
Wenn man sich mit Heimatkunde beschäftigt hat man mit vielen schönen und interessanten Dingen zu tun. Es gibt aber auch schmerzliche Prozesse, die einem richtig weh tun können. Zu diesen gehört das Wirtshausssterben, die Schließung traditionsreicher alter Gaststätten.
Es sind immer wieder die gleichen Gründe warum die alten Wirtschaften besonders auf dem Land schließen müssen.
Das Wirtsehepaar ist in die Jahre gekommen, die Jungen haben eine andere Berufswahl getroffen, Personal bekommt man kaum noch, und die Lebensentwürfe sind heute ganz andere als früher. Man will keine unattraktiven Arbeitszeiten mehr, abends lange aufbleiben wegen ein paar Seideln, kein freies Wochenende. Und wenn dann der Inhaberwechsel ansteht kommen die Behörden mit vielen Auflagen, die allerhand Geld kosten. Das Ende vom Lied: wieder macht eine alte Wirtschaft zu.
Das bayerische Wirtschaftsministerium hat Zahlen genannt: seit 2006 haben mehr als 20 Prozent der alten Kneipen zugemacht. Auch bei unseren Beispielen aus dem Eschenbacher Land sieht es nicht anders aus. Von den in dieser Heft gezeigten Lokalen, die fast alle bis in die 60er Jahre und darüber hinaus noch bestanden haben, sind heute nur mehr 11 übrig.
Uns war es deshalb wichtig eine Bestandsaufnahme zu machen, wie sieht unsere Wirtshaustraditon aus und kann man vielleicht etwas zur Wiederbelebung tun.
Man muss zugeben, dass vielleicht auch früher nicht alles zum besten stand mit der hiesigen Gastronomie. Wir zitieren aus einem Schreiben der Eschenbacher Gesellschaft „Tafelrunde“ aus dem Jahre 1905 an den Stadtmagistrat die „Gastwirtschaftsverhältnisse in der Stadt Eschenbach/O. betreffend“. „Wollte man das Rangverhältnis der oberpfälzischen Städte nach der Qualität ihrer Gasthäuser bestimmen, dann dürfte Eschenbach kaum die erste Stelle zu beanspruchen haben. Zwar besitzt das Städtchen an sich eine nicht geringe Anzahl sogenannter „Gasthöfe“. Allein der Mehrzahl derselben muß man die Eigenchaft eines sehr bescheidenen, fast primitiven Gasthauses … zuerkennen.“
Es gibt aber auch genügend Gegenbeispiele von Gasthöfen in Eschenbach und Umgebung, wo sich Einwohner und Fremde aller gesellschaftlichen Schichten sehr wohl gut aufgehoben fühlten und über die Sperrstunde hinaus gar nicht mehr nach Hause wollten.
Ein Beispiel ist der Gasthof Obersee. Ursprünglich war dieser Ort nur ein kleines Schutzhäusl für die Torfstecher am großen Rußweiher, wo der städtische Aufseher, wegen seines wallenden Bartes auch „Torfmoses“ genannt, ein Fass Kommunbier stehen hatte aus dem er den durstigen Arbeitern, Jägern oder Spaziergängern eine Maß einschänkte (Bild unten).
1904 baute Sebastian Scherm aus der Eschenbacher Scherm-Dynstie („Scherm-Karl) ein schönes, wie er es nannte „Restaurations-Idyll“, wo die Frau alle Gäste hervorragend bekochte.
Er rührte die Werbetrommel kräftig, worauf auch die Wagnersänger aus Bayreuth an probenfreien Tagen am Obersee auftauchten, Kaffee und Kuchen im schönen Wirtsgarten einnahmen oder mit ihren „Brunhilden“ zu einer Bootspartie am „Obersee“ aufbrachen. Der Ausdruck „Obersee“ stammt übrigens auch vom Scherm-Wastl, er erschien ihm werbetechnisch griffiger als der lange Terminus „Großer oder Uawara Russweiher“.
Nach dem 2. Weltkrieg kauften Toni und Klara Löw das Wirtshaus, führten es anders, aber nicht weniger erfolgreich: keine großes Küche, zu essen gab es nur ein Hartwurstbrot, sonst nicht viel mehr. Aber das störte niemanden, denn die Klara sorgte auf ihre Weise für beste Unterhaltung mit ihrer Gesangsstimme, Gitarre oder Zither.
Das Restaurations-Idyll Obersee gibt es nicht mehr, dafür ein neu gebautes Hotel „Glutschaufel“, wo man zwar gute Betten, aber kein Bier, keine Brotzeit und keinen Gesang mehr bekommt und die hungrigen Hotelgäste mit dem Taxi in umliegende Wirtshäuser gefahren werden müssen.
Die bayerischen Wirte werden immer weniger. Das merkt man auch in Eschenbach, wo die Wirtshausszene immer internationaler wird: Italiener, Griechen, Koreaner, Amerikaner, nichts gegen diese Vielfalt, kann auch gut schmecken, aber ab und zu braucht man einfach seinen Braten mit Knödel oder eine einfache Brotzeit und eine schöne Halbe Bier.
Darum muss man die traditionellen Wirtschaften pflegen, den Fernseher ausschalten und ins Wirtshaus gehen. Man trifft dort immer nette Leute, freundliche Wirtsleut, erfährt das Neueste vom Tage, gewinnt Freunde.
Vielleicht kann dieses Heft ein wenig dazu beitragen, die Popularität der alten Bierwirtschaften wieder zu steigern. Dass ein Bedarf für solche Kneipen vorhanden ist, zeigt auch der Erfolg der Zoiglwirtschaften, die jetzt in der Oberpfalz wieder allerorten eröffnet werden.
Vielleicht könnte auch eine Neuauflage des Eschenbacher Kommunbrauhauses und die Einrichtung des schon lange vorgeschlagenen Bierweges zu einer Belebung der Wirtshaussituation beitragen