
Briefmarken sind Spiegel der Zeit, können kleine Wohltäter sein, schmücken unsere Post und sind beliebte Sammelobjekte und Kunstwerke auf kleinstem Raum. Sie sind aber auch nur ein Nachweis dafür, dass die Gebühr für das versendete Poststück gezahlt wurde. Umfassender ist jedoch der Begriff Philatelie. Unter Philatelie oder Briefmarkenkunde wird das systematische Sammeln von Postwertzeichen für ihre Verwendung auf Postsendungen jeglicher Art und die Erforschung postgeschichtlicher Dokumente sowie von Belegen verstanden.
Briefmarken und Postsendungen jeglicher Art sind seit sechs Jahrzehnten das Hobby begeisterter Sammler, die am 23. Januar 1964 in der Gaststätte „Zur Krone“ (heute Restaurant Portofino) den „Verein der Briefmarkenfreunde gründeten und mit ihren Initiativen seither das örtliche Kulturgeschehen bereichern. Im Museum „Beim Taubnschuster“ zeigen sie in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein vom 19. September bis 27. Oktober jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr unter dem Leitgedanken „Briefmarken und Postgeschichte“ Teilbereiche ihrer philatelistischen Dokumente. Neben lokalen Bezügen haben sie auch den Stellenwert von Zeitzeugnissen außereuropäischen Geschehens.
Bei der Beurteilung „wertvoll“ sollte jeder Sammler beachten: Sammlungen mit älteren Briefmarken können wertvoll sind, müssen es aber nicht. Die ältesten Briefmarken sind ungezähnt; auch diese Marken können teuer sein, müssen es aber auch nicht. Die normalen Wertstufen für das Briefporto sind meist Massenware, auch wenn sie mehr als 100 Jahre alt sind. Interessant sind dagegen Briefbelege, die sich dem jeweiligen Zeitgeschehen zuordnen lassen und nicht unbedingt mit einem Postwertzeichen (Briefmarke) versehen sein müssen. Beide Kriterien werden bei der Ausstellung der Briefmarkenfreunde berücksichtigt.
Zu sehen sind Heimatbelege aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, dem Kriegsgefangenenlager Grafenwöhr 1914 bis 1918, zur Eröffnung der Lokalbahn Pressath-Kirchenthumbach am 20. Juli 1904 und aus Zeiten, in denen Neustadt am Kulm zu Preußen gehörte (bis 31. Dezember 103) und Marktredwitz noch bei Österreich war (bis 13. April 1816). Neben einer größeren Anzahl von Belegen, die Bereiche der Eschenbacher Postgeschichte dokumentieren, stellt eine Sammlung die Stufen der Inflation von 1920 bis November 1923 vor, als für ein Kilo deutscher Butter 8 000 000 000 000 Mark zu zahlen war. Einen Blick in die Zeit deutscher Kolonien in Afrika und im Pazifischen Ozean ermöglichen Belege aus Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Kamerun, Togo, Kiautschou und den Inselbereichen Deutsch-Neuguinea, Karolinen, Marianen, Marshall-Inseln und Samoa.







Der jetzigen Ausstellung „zum 60-Jährigen“ gingen 17 zum Teil zweitätige Werbeschauen voraus, die in den ersten Jahren bis zu 500 Besucher anlockten. Parallel dazu zeigten die Briefmarkenfreunde ihre Exponate auch zweimal in der Partnergemeinde Eschenbach/Luzern. Vertreten waren die Oberpfälzer auch bei der Nationalen Briefmarkenausstellung LUNABA 2023 (Luzerner Nationale Briefmarkenausstellung), von der sie mit drei Diplomen zurückkehrten. Viermal begleitete die Deutsche Post die örtlichen Ausstellungen mit einem Sonderstempel. Der letzte Stempel, ihn zierten die Wappen der Gemeinden Eschenbach in der Oberpfalz und Eschenbach im Kanton Luzern, war den Jubiläen „50 Jahre Briefmarkenfreunde 25 Jahre Städtepartnerschaft“ gewidmet.
Der Beleg zeigt einen Brief im Ortsverkehr Berlin, für den ab 1. Dezember 1923 für die Gewichtsklasse „bis 20 Gramm“ das Porto auf 50 Milliarden Mark festgesetzt war.
von Walther Hermann
Auf Initiative des Heimatvereins wird die Briefmarkenausstellung ergänzt mit wertvollen Postobjekten aus dem Deutschen Postmuseum Berlin und dem benachbarten Kultur- und Militärmuseum Grafenwöhr, sowie privaten Eschenbacher Leihgebern.
Auf sechs großen Schautafeln zeigt der Heimatverein die Geschichte der Eschenbacher Post mit historischen Fotografien und erläuternden Texten.
